Burma - Ein Reisebericht
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Kayah

Provinz in Entwicklung

Der Kayah State hat seit der Öffnung eine ausgeprägte Entwicklung der Infrastruktur erlebt, auch der touristischen. Derzeit hält sich allerdings der touristische Ansturm noch in Grenzen, man findet dort eher Besucher, die schon einiges im übrigen Myanmar gesehen haben.

 

Spektakuläre Tempelbauten oder Riesenbuddhas wird man dort (bislang?) vergebens suchen, aber eine Vielzahl von verschiedenen Völkerschaften mit daraus resultierender religiös-kultureller Vielfalt. Ein Grossteil der Bevölkerung bekennt sich zu Christentum, aber die urspüngliche Naturreligion nimmt weiter breiten Raum ein, gleichgültig, ob man sonst in die Kirche geht oder zur Pagode.

Die bekannteste - aber nicht grösste - Volksgruppe im Kayah State sind sicherlich die Kayan, von Burmesen und in Reiseliteratur meist Padaung genannt, eine Bezeichnung, die von den Angehörigen dieses Volks als eher herabsetzend empfunden wird. Diese Gruppe macht aber nicht die Hauptbevölkerung aus, die grösste Gruppe sind die Kayah, daneben Kayaw, Kayan lahta (ohne Halsreifen, sie tragen auch sonst keine Tracht mehr), Monu, Kayan Gayko, Yinntalè, Yin Baw, Gay Par, Lisu. Im Norden leben Pa O und auch Intha.

Wer hierher kommt, um die sogenannten Giraffenhals-Frauen (eine Bezeichnung, die als beleidigend empfunden wird!) zu sehen, wird einerseits nicht enttäuscht sein, denn die Halsringe werden nach wie vor von manchen Frauen getragen. Auf der anderen Seite scheint mir das im Gegesatz zu 2011 doch deutlich mehr folkloristisch, Traditionspflege vermischt sich mit Touristen-Folklore. Im Hauptort der Kayan, Panpet, sieht man vor allem die Inhaberinnen von Touristenshops (und ihre Kinder) mit den Halsringen, das sind zu einem grossen Anteil Frauen, die aus dem Exil in Thailand zurückgekehrt sind. Auf der anderen Seite sahen wir gerade unter dieser Bevölkerungsgruppe eine ganze Zahl junger Frauen, die nach der Rückkehr aus Thailand die Ringe abgenommen haben, meist verdecken sie den Hals mit Tüchern, so dass diese Tatsache nicht unmittelbar auffällt, wenn man nicht von einem guten guide darauf aufmerksam gemacht wird. Bei den Ringen handelt es sich strenggenommen gar nicht um Ringe, sondern Spiralen, meist in 3 Teilen. Sie bestehen heutzutage in der Regel aus hohlen Messingröhren, was das Gewicht gegenüber früher etwas verringert. Das Anlegen und Ablegen erfolgt durch erfahrene Frauen.

Auch bei den Kayan spielt der Kayhtobo-Kult und andere animistische Rituale eine grosse Rolle wie bei den benachbarten Völkerschaften, auch wenn sich die meisten zum Christentum bekennen. Eine grosse Rolle spielt hier aber der Clan, es gibt jährliche Clan-Feste, zu dem wir als vorbeikommende Fremde auch sofort eingeladen werden. Wie weltweit gibt es Musik und gemeinsames Essen (im Festzelt), das in grossen Töpfen zubereitet wird. Auch das selbstgebraute Hirsebier ist wichtig und wird teilweise aus dem grossen Tontopf mit Halmen getrunken.

Wanderungen über die Dörfer sind durchaus möglich, werden aber bisher nur wenig angeboten. Es empfiehlt sich, hier einen guide dabeizuhaben, da die Wege nicht immer klar sind. Auch in der Zeit der Brandrodungen ist Vorsicht geboten, es werden ganze Hänge abgefackelt und die Flammen können schnell mal auf den geplanten Weg übergreifen oder man gerät nach Überschreiten einer Anhöhe auf der Gegenseite unversehens ins Feuer. Man wandert überwiegend über offene landwirtschaftlich genutzte flächen und lockere Wälder mit Teak und mehr noch einem Baum, der dem Teakbaum sehr ähnelt (vor allem die Rinde unterscheidet sich) und lokal als hardwood bezeichnet wird. Wahrscheinlich - ich bin kein Botaniker - handelt es sich um Tectona hamiltoniana, ein nur in Myanmar vorkommender Verwandter des Teakbaums Tectona grandis.

Die Gegend ist sehr trocken, zur Zeit unseres Besuchs wurde Trinkwasser in Tankwagen als Spende angeliefert

Angebaut werden hier vor allem Erbsen, Erdnüsse, Taro, Mais, Hirse. Reis wir nicht angebaut, sondern eingekauft bzw. getauscht.

Das Dorf Daw Ta Ma Gyi wird von Kayah (= Karenni, Rote Karen) bewohnt. Die schönen Speicher hat man hier aus Sicherheitsgründen ausserhalb des Dorfes gebaut, da die alten bei einem Grossfeuer zerstört wurden. Traditionell sind die Stelzen der Speicher mit grossen Holzscheiben gegen das Eindringen von Nagern geschützt, weniger traditionell sind das aber auch Blechscheiben oder Umwickelungen der Pfosten mit Blech. Zusätzlichen - und wichtigeren - Schutz erhalten die Speicher durch Opfergaben an die Nats, dia an die Türen gelegt werden.

Wie bei fast allen hiesigen Völkern stehen unter den Stelzenhäusern im Dorf Webstühle (nur die Pa O weben nicht selbst, wofür sie von anderen verspottet werden)

Die Menschen - anwesend sind vor allem Frauen - sind gastfreundlich, auch wenn sich die Unterhaltung nur mit Hilfe des guide bewerkstelligen lässt. Im wesentlichen nur ältere Frauen tragen die traditionelle Tracht. Wir werden in Häuser eingeladen und mit Musik auf traditionellen Instrumenten wie "Karen-Harfe" und Maultrommel unterhalten.

Mandalay Kayah-State 1