|
Muang Xing
Die Stadt Muang Xing liegt in einem weiten Talkessel mit vielen Reisfeldern, trotz des trĂŒben Wetters ein schöner Anblick. Im Restaurant an der Hauptstrasse schrĂ€g gegenĂŒber einem Verkaufsstand von Hmong
und Thai Dam fĂŒr Touristen bekommt man gutes Essen, wie ĂŒblich fĂŒr wenig Geld, 1 USD pro Person, GetrĂ€nk eingeschlossen. Unterkunft im Sing Cha Rean Hotel relativ neu, sehr ordentlich mit grossen Zimmern.
Muang Xing ist ĂŒberwiegend von Thai Lu bewohnt, typische Architektur findet sich nur noch wenig, ein typisches Haus sieht man am Ortsende in Richtung chinesischer Grenze, in dem renovierten GebĂ€ude befindet sich
nun ein Museum, Muang Xing Exhibitions. Die Thai Lu sind laut unserem laotischen FĂŒhrer Mahayana – Buddhisten, laut Lonely Planet Theravada-Buddhisten mit starken animistischen Elementen. Traditionell wird
nur innerhalb der Sippe geheiratet, die jĂŒngeren halten sich jedoch meist an diese Sitte nicht mehr. Die HĂ€user der Thai Lu weisen bestimmte Merkmale auf, die Treppe weist traditionell immer eine ungerade Anzahl
an Stufen auf und oben an der Treppe steht ein Wassertopf fĂŒr die GĂ€ste. Die DĂ€cher sind weit herabgezogen, die KĂŒche liegt innerhalb des Hauses. Wie in den meisten Dörfern wird auch bei den Thai Lu der Reis in
separaten Reisspeichern aufbewahrt. Die Thai Lu stammen ursprĂŒnglich aus China und sind im 17. Jahrhundert nach Laos eingewandert.
Der Markt findet frĂŒhmorgens statt, wir besuchen ihn vor dem FrĂŒhstĂŒck. Auch hier in Muang Xing findet der Markt in einer Halle statt, in der ĂŒberwiegend die Thai Lu ihre Waren anbieten, wĂ€hrend die Thai Dam und
die Lao Sung wie Hmong, Yao und Akha im Freien vor der Halle ihre Waren anbieten. Der heftige Regen zwingt mich dazu, fĂŒr 5000 Kip einen Schirm zu kaufen, und er verwandelt die GĂ€nge zwischen den VerkaufsstĂ€nden
ausserhalb der Halle in Schlammlöcher, ich möchte nicht wissen, wie es hier in der Regenzeit aussieht. Es ist sehr eng zwischen den StÀnden, aber weder wird gedrÀngelt noch hört man Geschrei.
UngefĂ€hr 10 km sĂŒdwestlich der Stadt steht auf einem HĂŒgel ein Stupa im nordthailĂ€ndischen Stil, der That Muang Xing.
Der Stupa macht einen sehr verlassenen Eindruck, er wird nahezu ausschliesslich zum That Muang Sing – Fest besucht, der einmal im Jahr gleichzeitig mit dem That Luang –
Festival in Vientiane stattfindet. Das Fest - obwohl ursprĂŒnglich ein Fest der Thai Lu - ist das gesellschaftliche Ereignis in Muang Xing und die Stadt ist zu dieser Zeit voll
von Besuchern aus der gesamten Region, unabhÀngig von deren ethnischer Zugehörigkeit. Schlafen ist in diesen Tagen in Muang Xing kaum möglich und die Brauereiwirtschaft macht gute UmsÀtze.
Auf dem RĂŒckweg vom Stupa besuchen wir zwei Dörfer, die ĂŒberwiegend von Thai Lu, auch Thai Dam wohnen in diesen Dörfern, die Frauen der Thai Dam arbeiten dort meist als
Weberinnen, fĂŒr wenige Dollar kann man Seidenschals direkt bei den Weberinnen kaufen. In einem der Dörfer steht ein sehr schöner Goldbambus.
Zwischen Reisfeldern, ab und zu auch vorbei an Zuckerrohrfeldern, und teilweise durch dichten Wald fĂŒhrt die Strasse zur chinesischen Grenze. Als AuslĂ€nder dĂŒrfen wir derzeit nicht
bis zur Grenze selbst, sondern nur bis zur ungefÀhr 1 km davor liegenden Grenzstation. Hier findet ein relativ reger Handel mit China statt. Wie uns erzÀhlt wird, sollen auch sehr schönes
Obst von China hier nach Laos eingefĂŒhrt werden und wird am lokalen Markt gehandelt, vor allem Touristen sollen dieses Obst gerne kaufen, Einheimische weniger, denn die wissen
offenbar, woher es kommt. Es handelt sich um Obst, das unter anderem in Thailand produziert wird und wegen zu hoher Giftbelastung anderweitig nicht verkÀuflich ist. Das wird
nach China exportiert, dort in YĂŒnnan umgepackt und umetikettiert und dann als chinesische Ware nach Laos geschickt.
Von der Grenze fahren wir wieder zurĂŒck, um abzubiegen zum Adama Guesthouse, das von einer laotisch-französischen Familie gefĂŒhrt wird. Von dort aus ist es nur ein kurzer Fussmarsch zu zwei Dörfern. ZunĂ€chst besuchen wir ein Dorf der Akha. Die Frauen der Akha sind in der Regel leicht zu erkennen, denn sie tragen meist
ihre traditionelle Kleidung, vor allem ihren typischen Kopfschmuck mit viel Silber. Die Akha sind Animisten, am Ortseingang steht zunÀchst ein Geistertor (keinesfalls dort
durchgehen !), im Wald sind bestimmte Bezirke tabu und dĂŒrfen nicht betreten werden, unter anderem befindet sich dort auch der Friedhof des Dorfes. Auch das Abbrechen eines Astes ist tabu. Im Dorf selbst stehen die HĂ€user auf SĂ€ulen, unter den HĂ€usern findet sich allerlei ArbeitsgerĂ€t, zum
Beispiel Reisstampfer und auch ein Ochsenkarren mit VollholzrĂ€dern, den man auf der Strasse nirgends mehr sieht (was mich ĂŒberrascht hat). Auch im
Dorf finden sich kleine GeisterhĂ€user, auch diese dĂŒrfen nicht fotografiert werden, auch Kinder nicht, die Erwachsenen hingegen prinzipiell schon, wenn
sie einverstanden sind, was aber hĂ€ufig nicht der Fall ist. Eine weitere Besonderheit bei den Akha sind die âBrautschauhĂ€user“. Diese werden von
den Eltern fĂŒr ihre Söhne erbaut. Der Sohn holt hierhin dann seine AuserwĂ€hlte, geheiratet wird nur, wenn das MĂ€dchen anschliessend schwanger wird. An einem dieser HĂ€user hĂ€ngt
Werbung fĂŒr Kondome, was dem Zweck der Einrichtung ja doch ein wenig widerspricht.
Nur wenige Wegminuten entfernt liegt ein Dorf der Yao, auch Mien genannt, die ebenfalls zu den Lao Sung zÀhlen und mit den Hmong verwandt sind. Die Frauen tragen bestickte Turbane aus schwarzem Baumwollstoff, schwarze Röcke und Jacken, die an einen Frack
erinnern und eine Art rote Boa. Ăberall sieht man Frauen an Stickarbeiten, zu kaufen werden aber nur Kleinigkeiten wie TĂ€schchen und AnhĂ€nger angeboten,
erst auf Nachfrage zeigen sie auch ein Turbantuch. Als ich das aber kaufe und sie uns an Marion zeigen, wie man den Turban anlegt, schlÀgt die Stimmung
von sehr reserviert auf fast ausgelassen um. Das Dorf selbst bietet nicht viel, man sieht viel Wellblech.
Auf dem RĂŒckweg nach Muang Xing regnet es. Auf einem Feld wird Reis gedroschen, diese Arbeit machen die ortsansĂ€ssigen Bauern, die Tragearbeiten werden – zumindest hier – von
Akha-Frauen erledigt, wir sehen sie die schweren ReissĂ€cke schleppen, sie erhalten 1000 Kip pro Sack, das sind 10 Cent fĂŒr einen 40 kg-Sack.
Im Cafe an der Hauptstrasse treffen wir die Entwicklungshelferin wieder, mit der ich mich schon im Flugzeug unterhalten hatte. Sie erzÀhlt, dass sie vor kurzem eine Schule eingeweiht
hat, die Schule hat 3000 Euro gekostet. FĂŒr das Einweihungsfest haben 10 Frauen und 6 MĂ€nner gekocht, das ganze Dorf feiert und es wird natĂŒrlich viel getrunken.
|