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Orissa (jetzt Odisha)

Odisha (seit 2011, vorher Orissa) habe ich 2012 zusammen mit meiner langjährigen Reisegefährtin Ulla bereist anlässlich des Puri Festes (Rath Yatra). Da die Reise deswegen in die beginnende Monsun-Zeit fiel, war das Wetter nicht immer sonnig, die feuchte Hitze ausgeprägt aaber auch die Anwesenheit internationaler Touristen noch mehr eingeschränkt, als sie in diesem Bundesstaat ohnehin ist. Odisha ist bekannt auch für die vielfältige Kultur der hier lebenden Minderheitenvölker (Adivasi), fast ein Viertel der Bevölkerung zählt dazu. Der Besuch ihrer Dörfer war zu dieser Zeit aber von Regierungsseite verboten, auch in Zusammenhang mit verhergegangenen terroristischen Aktivitäten, bei denen die Unterdrückung dieser Minderheiten eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Auch dass unser damaliger guide ausgezeichnete Beziehungen zu diesen Menschen hat und fast alle ihrer Sprachen zumindest versteht, half uns da nicht weiter.

Bhubaneshvar

Bhubaneshvar ist die Hauptstadt des Bundesstaats Orissa. Sie beherbergt eine Vielzahl wichtiger und kunstgeschichtlich bedeutsamer Tempel, als Haupttempel der Lingaraj-Tempel, ein Weltkulturerbe

 

Rund um Bhubaneshvar

Nahezu am Rande der Stadt liegen die Höhlentempel von Udayagiri und Khandagiri, vermutlich entstanden im 2. - 1. Jahrhundert vor Christus, es finden sich aber auch Reste von steinzeitlichen, also weit älteren Fels-Gravuren. Alle wichtigen Tempel finden sich in Udaygiri, auf dem gegnüberliegenden Hügel Khandagiri steht oben ein Jain-Tempel, von dort hat man einen schönen Blick über die Stadt.

In Dhauli steht findet man eine Ashoka-Säule an ihrem ursprünglichen Standort nachgebildet, vor allem aber einen grossen Felsblock mit der Inschrift eines Edikt von Kaiser Ashoka aus ca. 260 vor Christus. Oberhalb der Inschrift ist ein Elefant aus dem Felsen gehauen, der aus dem Fels heraustritt. Auf einem nahegelegenen Hügel steht eine 1972 von Japanern erbaute Friedens-Stupa (Shanti Stupa) ähnlich der in Leh oder in Rajgir nördlich von Bodhgaya. Die Gegend war Schauplatz der grossen Schlacht zwischen Ashoka und Kalinga, deren Gemetzel Anlass der Bekehrung des Kaisers Ashoka zum Buddhismus war. Dennoch wurde die Ashoka-Säule zerstört und die Basis der Säule in ein Lingam für einen nahegelegenen Tempel umgewandelt, die Anhänger des Kalinga sahen sich ausserstande, den vormaligen Schlächter ihres Volks zu ehren. Der Löwe vom Kopf der Säule steht im Museum in Bubaneshvar.

In - oder bei - Hirapur steht ein bedeutender Yogini-Tempel (Chausath-Yogini-Tempel). Der einstöckige flache Tempel ist oben offen und hat die Form von Ioni und Lingam, In 64 Nischen im inneren Umgang stehen sehr schön dargestellte tantrische weibliche Gottheiten. In Indien gibt es nur noch 3 weitere Yogini-Tempel, dieser tantrische Kult ist in Odisha besonders populär.

Udayagiri (nicht zu verwechseln mit den Höhlentempeln am Stadtrand von Bubaneshvar),  Lalitgiri und Ratnagiri nordöstlich sind alte buddhistische Kloster-Universitäten (Maha Vihara) vom 6. bis 12. Jahrhundert. Zu sehen sind die Vorlesungsräume mit angrenzenden Wohnräumen für Studenten und Lehrer, hufeisenförmig angeordnete Chaitya als vermutliche Begräbnisstätten für hochrangige Personen (Abt oder Vorsteher der Universität?). Noch nicht alles ist ausgegraben, teilweise sind die Strukturen rekonstruiert. In Lalitgiri hat man im Hauptstupa ein goldenes Gefäss mit einer Zahnreliquie Buddhas gefunden, gestiftet von Ashoka. Dort ist auch ein 12-15 m tief in den Felsen gehauener Brunnen mit Treppenabgang zu sehen. Ausgegrabene Skulpturen sind meist in die angegliederten Museen gebracht worden, in Ratnagiri sieht man auch noch viele Skulpturen im Freien stehen.

Cuttack, auf halbem Weg von Bhubaneshvar zu diesen buddhistischen Relikten nordöstlich gelegen, war die Hauptstadt von Orissa bis 1950.

Konark

Der Ort besteht im Wesentlichen aus dem Komplex des Sonnentempels - einem UNESCO Weltkulturerbe. Ursprünglich direkt am Meer gelegen, befindet sich durch Veränderung der Küstenlinie die Tempelanlage jetzt ein ca. 3 km landeinwärts, am Strand liegt das kleine Fischerdorf Chandrahbaga. Unsere Unterkunft lag etwas weiter entlang der Strasse in Richtung Puri (Lotus Resort). Von dort zieht sich der zumeist einsame Strand - Naturschutzgebiet! - bis nach Konark.

Der Sonnentempel von Konark, auch bekannt als Black Pagoda (wegen der im Vergleich zum Jagannath-Tempel in Puri dunkleren Farbe) war für die Seeleute ein bis weit auf das Meer hinaus sichtbares Zeichen. Der Tempel wurde Mitte des 13. Jahrhunderts wahrscheinlich von König Narasingha Deva I erbaut und ist dem Sonnengott Surya geweiht. Die jetzige Tempelanlage lässt die ursprüngliche Grösse nur noch erahnen, denn der 72 m hohe Sikhara stürzte im 16. Jahrhundert teilweise und 1869 vollständig ein. Was man heute sieht, ist also nur noch die sogenannte Tanzhalle (Nata Mandir, Nritya-mandapa), die Vorhalle (Jagamohan) als dominierendes Gebäude und das Heiligtum (Deul) ohne den darübergebauten Turm. Der Tempel ist mit dem Eingang nach Osten ausgerichtet, so dass die aufgehende Sonne durch die Vorhallen hindurch ins Heiligtum scheinen konnte.

Der Tempel ist einem grossen Prozessionswagen nachempfunden, 12 Paare riesiger steinernerWagenräder schmücken das Gebäude, jedes ist anders in der Reliefierung. Der Wagen wird gezogen von 7 Pferden entsprechend dem Sonnenwagen des Gottes Surya, die Pferde sind weitgehend zerstört. Bekannt sind die Vielzahl von erotischen Darstellungen von Darstellungen aus dem Kamasutra bis zu Prostitution, lesbischer Liebe, Gruppenex und Masturbation, aber auch Darstellung zärtlichen Umgangs und von Sehnsucht nach dem abwesenden Mann. Auch die Betrafung eines verheirateten Mannes für den Besuch einer Prostituierten durch Abscheren der Haare findet man dargestellt. Dies erfolgte durch den älteren Bruder, den Vater oder auch den Vorsteher des Dorfes, verbunden mit der Drohung mit Entmannung im Wiederholungsfall.

Am Strand liegt das kleine Fischerdorf Chandrabagha, Zum Dorf führt eine schmale Strasse, die jedoch vor dem Dorf endet. Die Einwohner sind vor ca 50 Jahren aus Andra Pradesh hierher eingewandert, die ärmlichen Häuser sind entsprechend dem Stil in ihrer alten Heimat mit Palmblättern gedeckt.

Zwischen dem Fischerdorf und der Hauptstrasse liegt ein alter, heiliger Teich, er ist vollständig neu hergerichtet. Das Wasser gilt als heilig und Pilgergruppen kommen hierher, um Pujas abzuhalten, darin zu baden und das Wasser in eigens mitgebrachten Ton-Gefässen mit nach Hause zu nehmen. Blumen, Reis, Räucherwerk und Milch werdenim Teich geopfert. Das Wasser spielt dann eine wichtige Rolle bei einer Puja im heimieschen Dorf, um für Regen und eine gute Ernte zu beten.

http://konark.nic.in/suntemple.htm

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