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Die Mahagiri-Nats
Zur Zeit König Thinlikyaungs, der etwa um die Mitte des 4. Jahrhunderts in Thiripyitsaya regierte, spielte sich im Norden des Landes, in der Nähe der Stadt Tagaung, folgende Tragödie ab: Außerhalb der Stadt lebte
ein junger Schmied. Er war so kräftig, daß man den Schlag seines Hammers weit übers Land hören konnte, und man sagt, er hätte zu jeder Mahlzeit 15 kg Reis gegessen. Er
sah gut aus, und er war sehr beliebt. Sein Spitzname: "Herr Stattlich".
Zu jener Zeit bedeutete dies aber eine Gefahr für den König. Er suchte, den möglichen Thronaspiranten aus dem Weg zu räumen. Dieser wurde aber rechtzeitig gewarnt und konnte in die Wälder fliehen. Daraufhin nahm der
König seine hübsche Schwester, genannt Goldgesicht, zur Frau. Nach einiger Zeit bat er sie, doch ihren Bruder zurückzurufen. Man sei ja nun schließlich verwandt, es bestünde keine Feindschaft mehr.
Als Nga Tin De, wie "Herr Stattlich" auf burmanisch heißt, nun nach Tagaung kam, wurde er festgenommen und an einen Baum gebunden, um verbrannt zu werden. Als die
Flammen bereits hochloderten, riß sich Shwemyethna, das Goldgesicht, von ihren Begleitern los. Sie stürzte sich zu ihrem Bruder ins Feuer.
Als Nats wohnten sie in dem Sagabaum, unter dem sie den Tod fanden, und brachten Unheil über jeden, der in den Schatten des Baumes trat. Der König ließ ihn deshalb fällen und in den Ayeyarwady werfen.
Die Geschichte hatte sich schnell im Land verbreitet, und König Thinlikyaung, der eine das ganze Land vereinigende Natverehrung ins Leben rufen wollte, ließ den
nach Süden treibenden Baumstamm aus dem Fluß fischen und zwei Figuren daraus schnitzen. Diese brachte man dann mit großem Pomp auf den Popaberg,
wo sie heute noch ihren Schrein haben. Jeder König, der in Bagan an die Macht kam, mußte zu seiner Krönung zu den beiden Nats pilgern. Sie machten sich nur
rechtmäßigen Thronanwärtern sichtbar und berieten diese in ihren wichtigen Staatsgeschäften.
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